connect - Herbst 2021

connect – 4 – Nach einem intensiv und zuweilen sehr emotional ge- führten Abstimmungskampf um die Zukunft der IBB, be- fürwortete die Burgdorfer Stimmbevölkerung im März 2000 die Umwandlung der bisher städtischen Verwaltungsabteilung in eine Aktiengesell- schaft. Der Verkauf an die BKW hingegen wurde deutlich bachab geschickt. Dieser mit grosser Spannung erwartete Entscheid war die Geburts- stunde der Localnet AG, deren Aktien auch heute noch vollständig im Besitz der Stadt Burgdorf sind. Anlass für die Diskussion zur Gründung einer Aktiengesellschaft oder gar zum Verkauf des Unternehmens an einen grossen Partner war die sich abzeichnende Liberalisierung des Strommarktes. Niemand wusste damals so recht, welche Konsequenzen ein freier Strom- markt auf die wirtschaftliche Tragfähigkeit eines kleinen Versorgungsdienstleisters haben wür- de. Mit der Umwandlung in eine Aktiengesell- schaft wollte man Voraussetzungen schaffen, den kommenden Herausforderungen flexibler begegnen zu können. Gleichzeitig wollte man die Versorgungssicherheit, mögliche finanzielle Vorteile und die strategischen Leitplanken in der Energiepolitik in städtischer Hand behal- ten. Dies trotz der Verlockung, dass mit dem Verkauf an die BKW, welche für die IBB 64 Mio. Franken bezahlt hätte, die Stadt Burgdorf ihre finan- zielle Situation auf einen Schlag hätte massiv verbes- sern können. Energieversorgung in Burgdorf Die Frage der Versorgung mit Elektrizität und Gas wurde in Burgdorf schon immer besonders kontrovers diskutiert. Dies lag wohl auch da- ran, dass mit dem hiesigen Technikum immer schon Persönlichkeiten vor Ort waren, welche den technischen Fortschritt und das Potenzial neuer Technologien leidenschaftlich vertraten. So war es ein gewisser Dr. Emil Blattner, Pro- fessor für Elektrotechnik am Technikum, der in den 1890er Jahren die Burgdorfer Politik von der Notwendigkeit einer umfassenden Stromversor- gung überzeugen konnte. Die Gemeinde bewil- ligte schliesslich das vorausschauende Projekt, so dass 1899 erstmals elektrische Lampen in der Burgdorfer Oberstadt leuchteten. Der Strom dafür wurde über einen Vertrag mit der Badener Motor AG (spätere Brown&Boveri) von den Kan- der-Werken bezogen. In den folgenden Jahren stieg der Elektrizitäts- Bedarf rasant an: Von 10 Mio. kWh um 1940 bis 110 Mio. kWh im Jahr 2001, und von anfänglich 9 km Leitungsnetz auf 322 km bis zur Jahrtau- sendwende. 20 Jahre Localnet AG Vor etwas Mehr als 20 Jahren nahm die Localnet AG ihren Betrieb auf. Seither hat sich in der Energie- und Kommunikationsversorgung vieles verändert. Die Ökologischen Aspekte haben stark an Bedeutung gewonnen, und auch die rasanten Technologischen Entwicklungen haben das Unternehmen immer wieder neu herausgefordert und geprägt.

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